Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

8. Dezember 2010

Allgemein
Julian Assange: Der gefährliche Popstar

Es gab eine Zeit, da galten Musiker noch als subversive Staatsfeinde. Heute können sie kaum mehr jemandem Angst machen. Dafür gibt es jetzt eine neue Klasse von Personen, die weltberühmt und brandgefährlich scheint: Hacker. Julian Assange dürfte der bekannteste Vertreter seiner Zunft sein. Mittlerweile entziehen Unternehmen in aller Welt – offenbar unter Druck der US-Regierung – Assanges Projekt "Wikileaks" die Unterstützung. Per internationalem Haftbefehl wurde Assange gesucht und jetzt in Großbritannien festgesetzt. Auch die Begründung des Haftbefehls klingt nach Popstar: Beim Sex mit Groupies war ein Kondom geplatzt – in Schweden könnte das reichen, um als Vergewaltiger angeklagt zu werden.

Ende der 1960er Jahre war die Welt noch in Ordnung: Richard Nixon und
das konservative Amerika hatten die Welt fest im Griff. Die ganze Welt?
Eine wachsende Friedens- und Bürgerrechtsbewegung machte den Mächtigen
zu schaffen. Angetrieben wurde diese Bewegung von Persönlichkeiten, die
dem Widerstand eine Stimme gaben: Musiker wie Bob Dylan, Neil Young,
Joan Baez wurden zu Ikonen.

Die Beatles hatten sich gerade aufgelöst und John Lennon war mit Yoko Ono in die USA gezogen. Hier begann die politische Radikalisierung von John Lennon. Sie demonstrieren, bleiben demonstrativ im Bett liegen und singen "Give Peace a Change" und stellen damit offenbar für die Nixon Regierung eine so große Gefahr dar, dass sie vom FBI verfolgt werden. Sie bekommen sogar einen Ausweisungsbescheid und leben seither mit der Gefahr, jederzeit außer Landes geschickt werden zu können. Irgendwann verstrickt sich Nixon zu sehr in seinen FBI-Geschichten und tritt nach "Watergate" ab.

Assange füllt diese Lücke, die Popmusik hinterlassen hat und auch er könnte einer neuen Bewegung ein Gesicht geben. Wikileaks bedient ein undefiniertes Gefühl des Unbehagens und unterfüttert es mit Fakten. Es streut Salz in die Wunden, die bisher ignoriert wurden. Ich meine damit nicht die Lächerlichkeiten über deutsche Politiker und die prinzipielle Indiskretion, die auch gefährlich sein könnte. Wikileaks gibt zum Beispiel den Kriegen wieder das hässliche Antlitz, das die PR-Abteilung des Pentagon bisher erfolgreich vermieden hat. Wikileaks macht nicht alles richtig und Assange ist auch ein rücksichtsloser Poser. Assange ist der Frontmann der Band namens Wikileaks. Wikileaks macht Whistleblowing populär und macht Menschen Mut, die Zeugen von Ungerechtigkeiten werden: Sie sind nicht alleine und Öffentlichkeit kann ihnen helfen.

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