Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

4. Dezember 2010

Allgemein
Wettbewerbsverfahren gegen Google

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die EU mit Google in einem Wettbewerbsverfahren beschäftigt. Konkurrenten beklagen, dass Google eigene Ergebnisse in der Produktsuche bevorzugt. Dem will die Europäische Kommission jetzt nachgehen. Google droht laut Financial Times Deutschland eine der höchsten Strafen in der EU Geschichte.

Eigentlich kann es sich Google gar nicht leisten, dass sich herausstellt, man habe am Suchalgorithmus manipuliert, um eigene Angebote zu bevorzugen. Und vermutlich ist das auch nicht passiert. Allerdings flammt mit dem Wettbewerbsverfahren die Diskussion um das geheime Rankingverfahren wieder auf. Das Verfahren, mit dem Google die Relevanz von Inhalten bewertet, gilt als "Coca Cola Rezept des 21. Jahrhunderts". Bei dem aktuellen Marktanteil der Google Suchmaschine, bedeutet eine schlechte Einschätzung quasi das Aus für ein Angebot. Was nicht auf den ersten zwei Suchergebnisseiten zu finden ist, existiert nicht.

Gerade hat Google eine Neuerung im System angekündigt: Bisher war ein wichtiger Faktor für eine hohe Relevanz, dass viele externe Internetseiten auf ein Angebot verweisen. In einem New York Times-Artikel wurde darauf hingewiesen, dass das auch funktioniert, wenn sich viele Webseiten negativ über ein Angebot äußern. "Bad Publicity is Good Publicity." Google will nun die Inhalte einer Seite daraufhin untersuchen, ob sie sich positiv oder negativ zu einem Link äußere.

Natürlich erscheint das auf den ersten Blick sinnvoll: Wer will schon sein neuen Notebook beim Anbieter mit den meisten Verrissen kaufen? Es zeigt aber auch, was Google macht: Es bewertet Inhalte nach eigenen Maßstäben. Wie die aussehen, wissen nur einige Mitarbeiter von Google. Ob eine Information die Öffentlichkeit erreicht hängt zur Zeit davon ab, wie sie zu diesen Maßstäben passt. Und gleichzeitig gaukelt Google Neutralität und Objektivität vor.

Der App-TÜV

In einem Leitartikel in der Frankfurter Rundschau forderte Frank-Thomas Wenzel kürzlich, das Netz nicht den Konzernen zu überlassen. Statt die Regulierung ganzer Märkte, einzelnen Firmen zu überlassen – so wie zum Beispiel alleine Apple über den Zugang zum App-Store entscheidet – sollte man überlegen, neutrale Instanzen zu schaffen, die nach demokratisch festgelegten Regeln entschieden.

Wie der Prozess ausgehen wird, ist noch vollkommen unklar. Ein vergleichbarer Prozess gegen Microsoft hat sich jahrelang hingezogen und sein Ergebnis heute fast irrelevant: Windows darf bei der Installation nicht nur den eigenen Browser anbieten.

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