Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

10. Dezember 2010

Allgemein
Wikileaks-Austeiger: „Wikileaks ist nicht mehr neutral“

In einem Interview mit dem FREITAG beklagt der Ex-Wikileaks-Mitarbeiter Daniel Domscheit-Berg die Wandlung des Projektes von einer neutralen Plattform zu einem Player in der Medienbranche.

Im Oktober hatte Daniel Domscheit-Berg alias Daniel Schmitt das Projekt verlassen – im Streit mit Wikileaksgründer Julian Assange. Nun äußerte sich der damalige deutsche Wikileaks-Sprecher in einem Interview mit dem FREITAG vor allem kritisch im Zusammenhang mit den letzten Enthüllungen:

"Es wird eben nicht für alle schrittweise veröffentlicht, sondern Wikileaks hat die Daten einigen Medien vorab exklusiv gegeben. Die haben nun einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen – die natürlich wiederum versuchen, über irgendwelche Kanäle auch an den kompletten Datensatz heranzukommen. So entsteht ein Markt, auf dem die Dateien für Geld gehandelt werden. Und jetzt schon beginnt das große Hauen und Stechen, wer bei der nächsten Veröffentlichung vorab Zugriff bekommt. Dass das nicht trivial ist, sehen Sie schon daran, dass Wikileaks der New York Times das Material diesmal nicht gegeben hat. Die mussten sie sich über den Guardian besorgen – einfach deshalb, weil die Berichterstattung der New York Times zu den Irak-Protokollen nicht opportun genug war. Das heißt, Wikileaks ist nicht mehr neutral, sondern entscheidet vollkommen subjektiv, mit wem es nun zusammenarbeitet."

Tatsächlich sind bisher erst einige Hundert der geschätzt über 200.000 Botschaftsdepeschen veröffentlicht worden – exklusiv von einige Zeitungen. Das Prinzip von Wikileaks galt sonst, dass alle Informationen frei verfügbar sein sollten. Im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen rund um die Einsatzberichte aus Afghanistan wurde Wikileaks die Gefährdung von Menschleben vorgeworfen. Die Dokumente diesmal werden offenbar vor der Veröffentlichung entsprechend journalistisch bewertet.

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