14. April 2011
Allgemein
re:publica 11: Zwischenfazit
Am Beginn von Tag zwei ist es vielleicht noch ein wenig früh für ein Fazit. Da ich aber Freitag leider nicht dabei sein kann, ist für mich jetzt Halbzeit. Und es zeichnen sich zwei Dinge ab…
Ein großes Thema – das lässt sich schon aus der Veranstaltungsplan ablesen – ist die arabische Revolution und die Rolle, die das Internet hier gespielt hat. Bei all den vielen Vorträgen und Diskussionen zu dem Thema ist interessant, dass die Rolle des Internets an sich nur die eines Mediums ist. Keine Zauberei. Kein "schneller Revolutions-Brüter". Die Revolutionen haben sich schon lange abgezeichnet. Ihre Gründe liegen in Unfreiheit, und der Perspektivlosigkeit der immer jünger werdenden Gesellschaften. Ein Großteil der Araber ist unter 30 Jahre. Und statt Jobs gibt es nur die Aussicht auf eine lebenslange Unterdrückung in korrupten Systemen.
Oft sind die Möglichkeiten zur Internetnutzung gar nicht so groß – schon gar nicht mobil. Und in Ägypten hat viel mehr das Abschalten des Internets dazu geführt, dass die Leute die Revolution nicht mehr am heimischen Rechner verfolgen konnten und stattdessen selbst auf den Tahir-Platz gehen mussten, um zu sehen, was los ist.
Natürlich ist es auch nicht so, dass Twitter und Facebook keine Rolle gespiellt haben. Die Rolle ist aber nicht so groß, dass man von einer "Twitterrevolution" sprechen kann. Wichtig war aber die internationale Unterstützung, die möglich wurde, weil Menschen in aller Welt live dabei sein konnten.
Ein anderes wichtiges Thema hatte sich schon auf der Choas Communcation Congress Ende letzten Jahres abgezeichnet: Die Gesellschaft und "Netz-Szene" gehen auf einander zu. es ist nicht mehr das unorganisierte aber vereinte Netz gegen "die Politik". Viele der Spracherohre sind mittlerweile gefragte Berater bei Enquete Kommission oder in Parteien und Organisationen. Die Szene scheint dabei erkannt zu haben, dass das auch nur Menschen sind und dass die "digitale Gesellschaft" kein technisches, sondern ein gesellschaftliches Problem ist.
So lässt sich auch die Gründung des "Digitale Gesellschaft e.V." begründen. So sind einzelne Experten keine einzelnen Experten mehr, sondern Sprecher einer Gruppe, die in der Gesellschaft identifiziert werden kann. Für Internetpuristen mag ein deutscher Verein altmodisch klingen. Wer aber in der Gesellschaft mitspielen will, muss zumindest die Regeln kennen, um sie im Zweifelsfall auch mal zu brechen.
Links
- Homepage: Digitale Gesellschaft e.V.
- Homepage: re:publica