1. November 2014
#DigitalLeben
Über 50 Beiträge: Ein Resümee zur Blogparade
- Ein dicker Stapel Postkarten zu #digitalLEBEN. Stand: 7. Oktober
Ein Beitrag kam per Pastebin, ein Beitrag per Kommentar, zwei Personen wollten pseudonym bleiben, eine Person wollte gesiezt werden. Eine Person hat in einem fremden Blog einen Gastbeitrag geschrieben. Ein Beitrag wurde per Smartphone im Zug geschrieben. Einige Beiträge sind sehr lang, andere kurz und bündig. Ich habe im Laufe der Blogparade eine Menge zum Teil wunderschöner neuer Blogs und eine Reihe sehr interessanter Menschen kennengelernt. Für mich ist die Blogparade schon jetzt ein Gewinn gewesen.
Ab und zu nehme ich selbst an Blogparade teil – wenn mich das Thema interessiert und ich den Eindruck habe, dass auch andere von den Antworten einen Gewinn haben. Der Webmaster Friday ist ja so eine Art institutionalisierte Blogparade. Da habe ich mir immer mal wieder Anregungen für Blogbeiträge für mein persönliches Blog geholt. Selbst habe ich noch nie eine Blogparade veranstaltet und entsprechend hatte ich keinerlei Erwartungen an das Ergebnis. Ich fand aber die 10 Fragen an die 100 Köpfe gut gewählt: „Wie weit ist die Digitalisierung bei Dir schon angekommen? Was sind die Chancen, was die Risiken? Wie werden sich bestimmten Bereiche entwickeln?“ So würde ich das zusammenfassen.
Ich hatte gedacht, dass mehr einschlägig bekannte Netz-Sozis teilnehmen. Von denen war praktisch niemand dabei. Stattdessen haben einige SPD-Mitglieder teilgenommen, die mir bisher noch nicht in diesen Zusammenhängen über den Weg gelaufen sind. Und vor allem haben viele teilgenommen, die Wert darauf legen, kein SPD-Mitglied zu sein. Das hat mich besonders gefreut. Diese Blogparade ist doch gerade eine dieser Chancen zur digitalen Teilhabe, die immer gefordert werden. Hier haben sie tatsächlich eine ganze Reihe Nicht-Mitglieder wahrgenommen.
Als 20 Beiträge erreicht war, da war ich einigermaßen beruhigt, dass es überhaupt anläuft. Ab 30 fand ich das im Ergebnis okay. Dass es am Ende (mit dem in den Kommentaren) 55 geworden sind, hätte ich nicht gedacht. Zwar liebe ich Blogs, die meisten Leute haben aber keines. Insofern ist eine Blogparade immer eine Nischen-Aktion. Und ich finde, dass diese Blogparade eine schöne Ergänzung zu den Postkarten, den Online-Formularen und den verschickten Fragebögen ist.
Ein paar generell Anmerkungen
In einigen Beiträgen klang immer wieder durch, dass die SPD ja endlich auch mal etwas mit Online mache. Seit ich bei der SPD arbeite (2009) wird immer etwas mit Online gemacht. Es wird immer wieder mit Formen und Prozessen experimentiert. 2011 zum Beispiel hat die SPD mit Adhocracy gearbeitet, um einen Leitantrag zum Thema Internet zu erarbeiten. Das ist damals ein wenig untergegangen, weil das auch der Parteitag war auf dem der „Kompromiss“ zum Thema Vorratsdatenspeicherung beschlossen wurde. Freud und Leid liegen für politisch Engagierte oft nah bei einander.
Zur gleichen Zeit haben wir in Schleswig-Holstein die Grundlagen für unser Regierungsprogramm eingesammelt und diskutiert: Offline und Online. Vieles von dem hat es dann auch in den Koalitionsvertrag geschafft und ist heute Teil der Regierungsarbeit in Schleswig-Holstein. Dieser Prozess wiederum war die Vorlage für die Arbeit am Bundestagswahlprogramm 2013. Auch das ist mit vielerlei Input auch online entstanden. Am Ende wollten die Leute dann aber doch lieber Angela Merkel…
Wenn noch nicht alles so online ist, wie sie Onliner das vorstellen, liegt das nicht nur daran, dass die SPD das nicht will.
- Auch wenn mittlerweile fast 80% der Menschen online sind – sie sind das so unterschiedlich, dass man darauf Rücksicht nehmen muss, wenn man keine digitale Spaltung will. Das geht nicht immer nur auf Kosten der Leute, die mehr Online wollen. Neulich habe ich bei einem Besuch bei der SPD Arbeitsgemeinschaft der Senioren (AG 60Plus) zum Beispiel gemerkt: Es gibt nicht nur die Spaltung zwischen den (wenigen) Offlinern und den Onlinern – es gibt zum Beispiel auch eine Spaltung zwischen den Leuten, die bei Facebook sind und denen, die das nicht sind. Die Gruppe „SPD bei Facebook“ hat über 6000 Mitglieder. Selbst die SPD Schleswig-Holstein Gruppe geht auf die 1000 Mitglieder zu. Dazu kommt, dass längst nicht alle in diesen Gruppen und trotzdem gut per Facebook vernetzt sind. Da geht viel an den Leuten ohne Facebook-Account vorbei.
- Es gibt eine Menge Tools. Einige sind Universalwerkzeuge. E-Mail, Textverarbeitung, Homepages usw. sind ohnehin schon fest in die Parteiarbeit integriert. Handgeschriebene Anträge sind inzwischen eine Seltenheit, dafür klagen SPD-Mitglieder eher darüber, dass sie zu viele E-Mails von den verschiedenen Ebenen der Partei bekommen.Was allerdings darüber hinaus geht, ist die Sachen nicht so sicher und das liegt auch am demokratischen Charakter der SPD. Die Gliederungen – Ortsvereine, Kreisverbände, Arbeitsgemeinschaften usw. sind weitestgehend unabhängig. Da kann man nicht eine Lösung für alle durchdrücken. Schaut Euch die Homepage von SPD-Ortsvereinen an. Es gibt zwar einige größere Verbünde, wie die Websozis, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich darum kümmern, dass die Partei onliner wird. Im Prinzip kann aber jeder machen, was er will. Und das sieht man auch. Wer sich über darüber wundert, wie unprofessionell das ist: Demokratie ist per definitionem weitestgehend unprofessionell. Politik ist zu 98% unprofessionell.Viele Tools, die sich zum Ziel gemacht haben, Politik digitaler zu machen, gehen von einem bestimmten, idealisierten Politikbild aus und sie sind sehr von der Technik her gedacht. Fakt ist aber, dass der direkte Kontakt die beste Möglichkeit für Menschen ist, sich zu verständigen. Jedes Treffen ist effektiver als jedes Online-Tool. Die Revolution wird es nicht als Download geben. Online hat dann Stärken, wenn etwas unabhängig von Raum und Zeit sein kann. Der Ansatz: So müsste Politik sein, damit es zu unserem Tool passt, wird nicht funktionieren.Was wir wirklich brauchen, sind zunächst einmal Tools, die die bisherige Funktionsweise von Parteien digitalisieren. Die kann man dann nach Außen öffnen. Von den Grünen haben einige engagierte Mitglieder eine Antragsdiskussions-Software entwickelt, die sehr vielversprechend aussieht. Das würde gut zum „Online-Antragsrecht“ passen, das der Landesvorstand im Januar beschlossen hat.
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihr seht: In der SPD gibt es eine Menge Leute, die sich die gleichen Gedanken machen wie ihr. Euer Feedback ist wichtig für uns und es hilft uns, für diese Dinge zu argumentieren. Vielleicht behaltet ihr ja ein Auge auf die SPD und seid auch weiterhin dabei, wenn wir im nächsten Jahr diskutieren.
Wenn ihr auf dem Laufenden gehalten wollt, solltet ihr einfach noch einmal das Feedback Formular auf digitalleben.spd.de ausfüllen und den Newsletter dort abonnieren. Der lässt sich auch jederzeit wieder abbestellen. Ansonsten könnt ihr auch @AKDigiGes folgen.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich werde jetzt an die Kolleginnen vom Parteivorstand weitergeben, dass die Blogparade abgeschlossen ist und dass die sich Eure Beträge vornehmen mögen. Dann fließen die in den weiteren Prozess ein. Bis Januar 2015 wird dann noch weiter Input eingesammelt. Vom Februar bis September 2015 werden dann die Zwischenergebnisse diskutiert. Und bis zum SPD-Bundesparteitag Anfang Dezember 2015 werden dann noch die Entscheidungen getroffen. Einen Überblick gibt es auf der Homepage zu diesem Diskussionsprozess.
Beiträge
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Ein Kommentar
[…] der Blogparade zu #digitalLEBEN sind viele zum Teil sehr gegenteilige Meinungen eingegangen. In einem waren sich aber […]
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[…] Forderungen nach Infrastruktur und Bildung stellten auch die meisten der über 50 Personen, die ihre Antworten eingereicht hatten. Darunter waren zudem einige konkrete Vorschläge zur […]