Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

18. November 2015

Bildung
Handyverbot? Welches Handyverbot?

Foto: Gustav Holmström - CC BY 2.0

„Es ist der Piratenfraktion einmal mehr gelungen, ein Thema auf die Tagesordnung des Plenums zu ziehen, das dort nichts zu suchen hat, sondern auf dem Weg der Selbstbefassung direkt in den Bildungsausschuss gehört hätte“, beklagte der SPD-Landtagsabgeordnete Kai Vogel in der Landtagssitzung heute. Die Fraktion der Piratenpartei hatte gefordert „Handys und digitale Speichermedien an Schulen zulassen„. Mit der Realität an Schleswig-Holsteins Schulen, hat diese Forderung offenbar wenig zu tun. Der schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion plädierte dafür, weiterhin Schüler, Lehrer und Eltern vor Ort die Regeln dafür aushandeln zu lassen.

Kai Vogel sagte weiter: „Wir haben uns erst vor zwei Jahren damit auseinandergesetzt, ob Detektoren an Schulen zulässig sind, die aktivierte Handys und andere Speichermedien aufspüren. Wir sind mehrheitlich zu der Auffassung gekommen, dass solche Detektoren unzulässig sind. Nun sollen wir uns wieder mit einem Thema befassen, das sicherlich in den Schulen hohe Aufmerksamkeit erlangt, doch von den Schulen selbst gelöst werden kann.

Freundlicherweise haben wir zur Frage des Handyverbotes an Schulen eine Antwort des wissenschaftlichen Dienstes erhalten, die Recht in der Fragestellung gibt, ob ein Handyverbot in Schulen überhaupt zulässig ist. Nein, eine Schule darf das Mitführen von Handys grundsätzlich nicht verbieten. Damit haben wir schon eine für Schulen fast existentielle Frage geklärt. Und nun soll der Landtag das Bildungsministerium dazu den Schulen einen Hinweis geben, dass sie ihre Schulordnung hier verändern sollen.

Gibt es für die Piraten kein wichtigeres Thema als dieses? Ich spekuliere jetzt – doch ich vermute, dass wir über vielleicht 5 Schulen sprechen, die in ihrer Schulordnung ein Handyverbot stehen haben.

Wenn Sie, liebe Piraten, den Schülerinnen und Schülern richtig zugehört hätten, wüssten Sie, dass es den meisten Jugendlichen um die Nutzungsbedingungen des Handys in der Schule geht. „Bei uns in der Schule gilt ein Handyverbot“, so war der Wortlaut meines Sohnes. Da er mich gestern aber aus der Schule mit seinem Handy anrief, kann das nicht so restriktiv sein. Und genauso ist es in fast allen Schulen. Schülerinnen und Schüler sagen: „Bei uns ist sind Handys verboten“ – in Wirklichkeit ist die Benutzung in den Pausen und im Unterricht verboten.

Daraus resultiert übrigens fast eines der beliebtesten Themen für dialektische Erörterungen, die sogenannte Pro-und Kontradiskussion. Sollte man Handys in Schulen verbieten?

Die Schulordnung ist nun gerade das schönste Beispiel für gelungene Partizipation in der Schule. Sowohl die SV als auch die Elternschaft und die Lehrkräfte beschließen die Schulordnung in der Schulkonferenz. Jede Klasse, jeder Schüler und jede Schülerin kann über die Schülervertreter eine Überarbeitung der Schulordnung einbringen.

Über die Nutzungsbedingungen von Handys sollte in jeder Schule individuell entschieden werden – genauso wie es bereits gilt. Wann darf ein Handy benutzt werden? Wann ist es sinnvoll? Und was darf damit nicht geschehen? Handys im Unterricht zu verbieten und dann doch bei einer ungeklärten Unterrichtsfrage zu sagen: „Wer kann das mal kurz googeln?“, muss dieses schulintern vernünftig regeln.

Eines der vier Schwerpunktthemen dieser Legislaturperiode ist der Bereich Digitale Bildung. Als vor 20 Jahren die Schulprogramme geschrieben wurden, haben die meisten Schulen auch das Thema Umgang mit Medien in den Fokus genommen. Auch die Inhalte des Schulprogramms müssen mit der Schulkonferenz abgestimmt werden, somit kann auch hier wirklich jeder Personenkreis dieses Thema zu einem Thema der eigenen Schule machen. Es ist nicht an uns als Landtag festzulegen, welche Schwerpunkte eine Schule setzt.

Es gibt viele andere Konzepte an unseren Schulen. Spontan würde ich allerdings vermuten, dass ein Konzept zur Inklusion oder ein Fortbildungskonzept auch nicht an jeder Schule vorhanden ist. Und dass nun stattdessen ein medienpädagogisches Lernkonzept vor allen anderen am wichtigsten sei, sollten nicht wir für eine Schule entscheiden.

Zurück zur Schule meines Sohnes: Dort finden regelmäßig Elterninfoabende zum Thema Umgang mit sozialen Netzwerken oder anderen aktuellen Themen mit klugen Referenten statt. Daraus hat sich über die Schulkonferenz ein Medien- und Sozialcurriculum für die Schule ergeben.

Gute und moderne Schule kann nur gelingen, wenn sie von der Schule, von den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und den Lehrkräften gelebt wird und nicht, weil eine Fraktion im Überlebenskampf sich mal wieder ein Thema sucht.

Trotzdem sind wir natürlich immer dialogbereit und überweisen daher in den Ausschuss.“

Steffen Voß

Mitglied des Arbeitskreises Digitale Gesellschaft der SPD Schleswig-Holstein.

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