26. Mai 2015
Wirtschaft
Nur Bares ist Wahres
Nur Bares ist Wahres: Wir kämpfen gefühlt schon ewig gegen die Massenüberwachung – Vorratsdatenspeicherung ist da nur ein Schlagwort. Völlig unbeachtet dessen, hat sich etwas angebahnt, was auf den ersten Blick keiner als verwerflich betrachtet, weil es mittlerweile Standard ist: Bargeldloses Bezahlen.
Klar, macht jeder – aber nicht jedem ist klar, was das bedeutet. Ich will hier keine Brandrede gegen das bargeldlose Zahlen schreiben. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit. Womit ich ein Problem habe, ist, wenn wir dazu gezwungen werden.
Führende Ökonomen wie der „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger fordern genau das – unter anderem unter dem Vorwand der Verbrechensbekämpfung: Bargeld würde Schwarzarbeit und Drogenhandel fördern. Eine Abschaffung dessen würde diese Bereiche gar austrocknen. Das mag stimmen. Es würde aber auch bedeuten, dass alles was ich konsumiere, nachvollziehbar wird.
Wer möchte schon das der Erwerb pornographischen Materials zum Beispiel nachvollziehbar wird? Der wahre Beweggrund ist sicher eher, dass sich bessere Profile von uns erstellen lassen, wenn wir nur noch bargeldlos zahlen. Privatsphäre ist ein wichtiges Grundrecht. Der Ausverkauf darf nicht geduldet werden. Weder hier noch bei einer anlasslosen Massenüberwachung wie der Vorratsdatenspeicherung.
Wann hat wer, was, wo gekauft? Das geht heute schon sehr gut, da wir dank Online-Handel, oftargeldlos zahlen. Unsere Supermarkteinkäufe degegen eher selten. Laut tagesschau.de beträgt der Anteil am bargeldlosen Zahlungsverkehr gut 50% in Deutschland. Berücksichtigen wir die Online Aktivitäten, dürfte der Anteil für direkt gekaufte Waren, wohl weit niedriger sein. Besonders wenn es tatsächlich Geschäfte gibt, welche bargeldlose Zahlungen erst ab einem Mindestbetrag erlauben – aufgrund erheblicher Transaktionskosten.
Es gibt aber noch andere Gründe auf bargeldloses Zahlen zu verzichten, aus pädagogischer Sicht ist der Umgang mit Geld dank der Haptik von Bargeld viel einfacher zu erkennen und erlernen als mit E-Geld. Was passiert, wenn man jedes Kaugummi mit der Kreditkarte Zahlt zeigt einem die USA doch vorbildlich: Nirgends wird wohl mehr auf Pump gekauft als im Land der unbegrenzten Schulden.
Wer bargeldlos Zahlen möchte soll das gerne machen. Wer sich den Vorteil von Bargeld erhalten möchte, dem soll das möglich gemacht werden. Eine Abschaffung des Bargeldes, aus welchem Grund auch immer lehne ich ab.
Links
- Tagesschau: Ökonomen fordern Abschaffung des Bargelds
4 Kommentare
„Wo ein Trog ist, da sammeln sich die Schweine.“, (Christoph Gusy). Ganz besonders gilt das für Tröge, die der Trog-Nutzer von Dritten betreiben lässt, die dafür von ihm kein leistungsbezogenes Entgelt erhalten. Dritten, denen dabei dennoch das eigene Fressen aus dem Trog „eigentlich“ verboten ist.
Bringt doch nicht immer die doofen Porno-Beispiele. Was glaubt Ihr, wieviele Bedarfsträger es für Informationen zu bargeldlosen Zahlungen gibt, – etwa zu solchen, wie diesen hier: „Wer kauft in Kiel-Gaarden (oder Hamburg-Billstedt, – und dann: bargeldlos) am Kiosk das Handelsblatt?“ „Wer bezahlt im Umfeld eines Sportboothafens an der Eider wiederholt (und dann: bargeldlos) Parktickets?“ Das interessiert nicht nur staatliche Stellen. Sondern wen noch? Richtig. – Hier werden Eingriffsschwellen weggehobelt. Nicht nur rechtliche. Sondern auch tatsächliche. Von einem Interessenbündnis, dass niemandem gefallen kann, der bei Verstand ist.
Hallo DerWolf,
vielleicht magst Du auch noch den Beitrag von Peter Meyer-Delius zum gleichen Thema lesen: https://akdigitalegesellschaft.de/2015/anonymes-bezahlen-muss-auch-digital-moeglich-sein/
Man bedenke auch, dass bei ausschließlich zugelassenem bargeldlosen Zahlungsverkehr jede/r ein Girokonto betreiben muss und den Geldinstituten die Möglichkeit eröffnet wird, für jede Buchung eine Gebühr zu verlangen. Eine Gelddruckmaschine wird installiert! Und wen trifft das am meisten? Wieder einmal die/den Schwächste/n.