Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

29. Januar 2019

Medienkompetenz/Veranstaltung
Denken Sie präzise! – Wie erkennt man Fake News, wenn man sie sieht

Foto: Tim Green - CC BY 2.0

„Fans unter Schock: ‚Mr. Bean‘ Rowan Atkinson wird für tot erklärt“, meldete TAG24 am 20. Juli 2018. Die Todesmeldung verbreitete sich blitzartig im Netz. Der Schauspieler solle bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein.

Gewiss eine falsche Meldung, aber waren es auch Fake News?

Um die Fake News zu erkennen (und sie zu entlarven), sollte man sie zuerst von Propaganda, Manipulation, rhetorischen Tricks oder etwa Satire unterscheiden können. „Fake news, that’s you!“ – dieser berühmte Satz des US-Präsidenten prägt die Geschichte des neuen Medienphänomens. Man solle die Definition von Fake News jedoch nicht Donald Trump überlassen, forderte Robert Hümmer vom Institut für Argumentation im Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung NRW „Fake News erkennen und enttarnen!“ im Januar dieses Jahres.[1] Dieses hatte eine handhabbare Definition anzubieten. Denn: Nicht jede Falschmeldung ist gleich Fake News.

Die Unterscheidung erfolgt über die Bullshit-Definition. Kurz gesagt: Fake News sind Bullshit, der in einer Nachrichtenform verfasst ist und eine bestimmte Behauptung enthält. Denjenigen, den diese Ausdrucksweise nicht genehm ist, sei erklärt, dass Bullshit ein stehender Begriff in der deutschen Sprache ist und vom Duden-Verlag wie folgt definiert wird: Unsinn, etwas Dummes, Ärgerliches, Abzulehnendes.

„Glaube an allmächtige russische Hacker als Religion anerkannt“. Klingt nach „Der Postillon“? Ist es auch. Als Satire oder Humor kenntlich gemachte Nachrichten sind noch lange keine Fake News. Ebenso wenig wie Aprilscherze. Artikelüberschriften wie „Norweger gedopt – Deutschland im Handball-WM-Finale!“ bergen da schon mehr Potenzial. Oder die nicht enden wollenden Ankündigungen des bevorstehenden Rücktritts des Innenministers Horst Seehofer. Wer Interesse und Ambitionen hat, kann sich selbst unter www.24aktuelles.de versuchen und eigene Fake News fabrizieren.

Was hilft, Fake News als solche zu identifizieren, sind beispielsweise Bücher wie „Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstandes[2]. Bringen Sie Ordnung in ihr Denken! Übersehen Sie keine relevanten Informationen! Misstrauen Sie ungerechtfertigten Behauptungen! Klingt einfach – ist es aber nicht. Strukturiertes Denken bedeutet: Thesen und Standpunkte aufbauen, Prämissen definieren und Begründungen zuordnen. Das muss zuerst verstanden, dann auch geübt werden.

Ockhams Rasiermesser, Roter Hering, Strohmann-Argumente, Wittgenstein und Kant. Spätestens, wenn man vom Münchhausen-Trilemma hört, ahnt man, dass die Maschinen und Bots noch eine ganze Weile brauchen werden, um Fake News automatisiert zu identifizieren und zu enttarnen. Die Indikatoren sind zahlreich, die Entscheidung komplex, das Ergebnis nicht immer und auch nicht sofort eindeutig.

Und Rowan Atkinson? Er soll sich bester Gesundheit erfreuen und telefoniert mit seinem Buchhalter, berichtete TAG24. Hinter dem Link zur vermeintlichen Nachricht über den Tod des Schauspielers soll sich eine Malware versteckt haben, um Daten zu ergaunern. „Schockierte Fans, die die Meldung anklickten, liefen Gefahr, sich einen Computervirus einzufangen“. Von russischen Hackern war hier ausnahmsweise nicht die Rede.

[1] „Fake News und Co. erkennen und entlarven” – aus der Seminarreihe NRW Demokratiestark, 25.–26.01.2019, Düsseldorf, Trainer: Robert Hümmer, https://www.fes.de/landesbuero-nrw/artikelseite-landesbuero-nrw/fake-news-und-co-erkennen-und-entlarven-2019/.

[2] Mukerji, Nikil, 2017. „Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstands“. Springer Verlag, https://www.springer.com/de/book/9783662503386.

Aleksandra Sowa

Leitete zusammen mit dem deutschen Kryptologen Hans Dobbertin das Horst Görtz Institut für Sicherheit in der Informationstechnik. Dozentin, Fachbuchautorin (u.a. "Management der Informationssicherheit", "IT-Revision, IT-Audit und IT-Compliance"). Im Dietz-Verlag erschienen: "Digital Politics - so verändert das Netz die Politik". Hier äußert sie ihre private Meinung. #Foto by Mark Bollhorst (mark-bollhorst.de)

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2 Kommentare

  1. Holger Schluck sagt:

    Hallo Aleks,
    schöne Zusammenfassung.
    Liebe Grüße
    Holger

  2. Aleksandra Sowa sagt:

    …stets bemüht:-)

    Ich hoffe, das Seminar gibt es bald wieder!

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