Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

20. Dezember 2010

Allgemein
Moderne Zeiten: Arbeit von Morgen

Deutschlandfunk berichtet in der Sendung Studiozeit regelmäßig aus Kultur- und Sozialwissenschaften. In der aktuellen Ausgabe ging es um Innere Mobilisierung – Warum wir so nervös sind [MP3]. Dabei geht es auch um das Leitbild des flexiblen Menschen:

"Der Einzelne soll sich mehr um sich selbst kümmern, aktiv werden, sich
als ganzen einbringen, zwischen Beruf und Freizeit nicht mehr
unterscheiden. Der Einzelne wird zum Projektmanager seiner selbst."

Diese flexiblere, selbstständigere Arbeitswelt haben vor ein paar Tagen auch Björn Böhning und Lars Klingbeil in ihrem Gastartikel bei der ZEIT angesprochen. Auch in Zeiten einer unternehmerischen Gesellschaft ist Solidarität gefragt.

Die beiden schreiben:

"Mehr und mehr erkennen wir aber, dass Autonomie und Freiheit in der neuen Arbeitswelt nicht selten mit Überforderung, Projektdruck und sozialer Verunsicherung einhergehen. So sind allein in Berlin knapp die Hälfte aller Menschen, die in der Kreativwirtschaft arbeiten, (Solo-) Selbständige und freie Mitarbeiter mit meist geringem Einkommen.

Die bekannten und bewährten Mechanismen des Sozialstaats greifen hier nicht, so dass wir neu überlegen müssen, wie das Solidarsystem die Betroffenen vor Armut und Prekarität schützen kann. Kollektive Angebote der sozialen Sicherung für Menschen, die im und am Netz arbeiten, zu formulieren, dies sollte die Aufgabe der Sozialdemokratie bei der solidarischen Gestaltung der digitalen Gesellschaft sein."

Der Philosoph Ludger Heidbrink sieht das im Interview mit dem Deutschlandfunk etwas gelassener. Für ihn ist auch Selbstverwirklichung mit knappen Mitteln immer noch Selbstverwirklichung:

"Also diese Flexibilisierung des eigenen Lebens hat ja häufig auch sehr positive Seiten. Und ich glaube, dass man häufig denjenigen, die sich in solchen Berufs- oder sagen wir lieber: Quasiberufsformen selbst verwirklichter Arbeitsprozesse befinden, dass man denen häufig unterstellt, dass sie sich in einem prekären Arbeitsverhältnis befinden. Das sind häufig Formen der Selbstverwirklichung, die glaube ich, in Zukunft immer notwendiger werden, um mit geringen Mitteln das Beste daraus zu machen."

An die Stelle des Bettelstudenten tritt jetzt der Bettelpixelschubser. Zwar ist es wahr, dass Geld gerade bei intellektueller Arbeit kein Motivationsfaktor ist. Eine ständig Bedrohung durch Armut ist aber sicher auch nicht erfüllend.

Video

Drive: The surprising truth about what motivates us

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