Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

Allgemein

ePerso: Erste Zahlen, Erste Erfahrungen

Wie heise.de berichtet, bleibt die Akzeptanz des neuen elektronischen Personalausweises hinter den Erwartungen zurück. Zwar seien seit dessen Einführung am 1. November 2010 ca. 1,1 Millionen Ausweise beantragt worden und fast die Hälfte der Bürger ließe sich die ePerso-Funktion freischalten, doch nur 29.000 mal sei die dazugehörige App heruntergeladen worden.

Die mangelnde Begeisterung für die neuen Funktionen lassen sich mit den fehlenden Anwendungsmöglichkeiten erklären. Nur 62 Unternehmen haben bisher das nötige Zertifikat beantragt. Genutzt wird es nur von 16 Firmen. Das Problem könnte die finanzielle und technische Hürde sein: 2000-3000 EUR für die Lizenz laden nicht gerade zum experimentieren mit den Möglichkeiten des ePersos ein.

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Internet-Enquete: Übertragung zum Thema Datenschutz

Am Mittwoch, den 19. Januar 2011 berät die Internet-Enquete in einer
öffentlichen Videokonferenz gemeinsam mit französischen Parlamentariern
Fragen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte im Internet. Die
Sitzung wird um 20 Uhr auf www.bundestag.de übertragen. Bereits nachmittags findet die Veranstaltung statt. Übertragen wird sie dann zeitversetzt erst um 20.00 Uhr – ab Donnerstag ist die Aufzeichnung in der Mediathek des Bundestages zu finden.

Nationale Sicherheit: Russland stellt auf Open Source um

Wie heise.de berichtet plant nach dem Iran und China auch Russland auf Open Source umzustellen. Mit diesem Schritt wollen die Länder zwar auch Lizenzgebühren sparen, sich aber vor allem weniger von "ausländischer Software" abhängig machen.

Mit ausländischer Software werden wohl vor allem die proprietären Betriebssysteme der US-Unternehmen Microsoft und Apple gemeint sein. Laut Wallstreet Journal befürchtet man Hintertüren in dieser Art Software. Im Gegensatz dazu können die offen liegenden Quelltexte freier Software von Programmierern auf solche geplanten Schwachstellen untersucht werden.

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Hamburg: Die Fallstricke des Datenschutzes

Nach einem Artikel des IT Anwalts Stadler hat der Daten­schutzbeauf­tragte der Freien und Hans­es­tadt Ham­burg seine Webseite vom Netz genommen. Der Grund: Probleme mit dem Datenschutz. Die Datenschutzexperten hatten hat Content Management System von hamburg.de mitgenutzt und dort erhebt das Statistik-Tool der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) allerlei Daten über die Besucher – und das, während man doch gerade mit Google wegen Analytics im Klinsch liegt.

Nun ist Häme in diesem Fall ziemlich wohlfeil. Ja, da haben die Profis gepatzt. Es zeigt aber auch, dass es mit dem Datenschutz oft gar nicht so leicht ist. Das Internet bietet so viele interessante Sachen und immer komplexere Anwendungen werden immer einfacher zu nutzen. Man denke nur an die Möglichkeiten, die Facebook mit seiner API bietet und wie einfach mal einen Like-Button in die eigene Seite integrieren kann. Das Problem: Nach Ansicht der Datenschützer entspricht das nicht deutschem Datenschutzrecht.

Und gerade in diesem Fall wird deutlich, dass man durch die Nutzung externer Dienstleistungen manchmal solche Datenschutzprobleme einfach "untergeschoben" bekommt. Bei Start der Webseite entspricht sie noch allen Anforderungen und dann haben da Leute einfach drauf, die andere Ziele als Datenschutz verfolgen und plötzlich ist das Problem da. Bei hamburg.de wollten die Beitreiber ihre Webseite professionell vermarkten und nutzten zur Erhebung der nötigen Daten ein externes Tool, ohne wiederum an den Datenschutz zu denken.

Wie schreibt Rechtsanwalt Dirks von Strunk, Dirks und Partner:

"Es scheint also wirklich nicht mehr ganz leicht zu sein, "Gut" und "Böse" zu unterscheiden."

Die hamburger Datenschützer haben dieses Problem jetzt erkannt und bauen ihre eigene Homepage auf – völlig ohne externen Einfluss.

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Facebook ermöglicht API-Zugriff auf Adresse und Telefonnummer

"Public by Default" ist das Motto von Facebook: Erst einmal freigeben. Es liegt dann in der Hand des Benutzers, sich um seine Privatsphäre zu kümmern. Mit einem neuen Feature stehen den Programmierern von Applikation für Facebook weitere private Daten zur Verfügung: Die Adresse und die Telefonnummer.

Mit dem neuen Feature gibt es auch neue Sicherheitseinstellungen und ich kann mir aussuchen, ob meine Daten weitergegeben werden sollen oder nicht. Zunächst sind die Daten aber wohl freigegeben.

Schon die Standardeinstellung für Freigaben sind recht plauderhaft. Eine Applikation wie RSS-Graffiti, die RSS-Feeds automatisch auf Fan-Seiten postet erfährt so einiges über seine Anwender:

"Dazu zählen Name, Profilbild, Geschlecht, Netzwerke, Nutzerkennnummer, Freundesliste und alle anderen Informationen, die ich mit „Allen“ teile"

Wozu muss so eine App mehr als meine ID oder vielleicht noch Profilbild und Namen wissen? Aussuchen kann man sich das leider nicht. Wenn eine App bestimmte Daten haben will, kann man sich nur überlegen, ob man die App verwenden will oder nicht. Die meisten Facebook-Benutzer überlegen das aber nicht, wenn sie all die kleinen Quizzes, Test und Spielchen nutzen. Immer wieder tauchen Apps auch, die alleine zur Sammlung von Benutzerdaten gedacht sind.

Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass es noch kein verbreitetes Fingerspitzengefühl beim Thema Datenschutz gibt. Nicht nur Facebook betrachtet ihr Benutzerdaten als Firmeneigentum. Und der Benutzer weiß nie, wie und von wem seine Daten in Zukunft genutzt werden. Soziale Netzwerke leben natürlich auch vom Teilen von Informationen. Die Benutzer müssen sich aber auf einen bestimmten Ethos im Umgang mit ihren Daten verlassen können.

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Netzcamp der SPD Hamburg

Bei unseren Nachbarn ist was los: Am 20. Februar wird die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. Das Internet ist für Hamburg und für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung.
Der AK Digitales Leben und Arbeiten in Hamburg der SPD Hamburg lädt daher zu einem Netzcamp ins betahaus ein.

Angelehnt an das Barcamp-Konzept wollen wir über relevante Themen
diskutieren und freuen uns auf viel Input seitens der Teilnehmer.
Darüber hinaus wird Lars Klingbeil (MdB) von der bisherigen Arbeit der Enquete-Kommission
Internet und digitale Gesellschaft berichten und der Europaabgeordnete
Mathias Groote wird einen Überblick über die europäische Netzpolitik
geben. Des Weiteren werden wir über die Themen: Hamburg als eCommerce-
und Gaming-Standort, die Veränderung der Arbeitswelt durch die
zunehmende Digitalisierung und das Zusammenwachsen der verschiedenen
Medienformen und welche Konsequenzen dies für die gesamte Branche hat.

Die
Veranstaltung lebt vom Mitmachen und wir würden uns freuen, wenn Du
Dich und ein für Dich wichtiges Thema einbringen könntest. Wir werden in
drei parallelen Tracks diskutieren und freuen uns auf möglichst viele
unterschiedliche Aspekte zum Thema Digitales Arbeiten und Leben in
Hamburg. Gegen 18:00 Uhr lassen wir die Veranstaltung mit leckerem
Fingerfood ausklingen.

In den Kommentaren können gerne schon Themenvorschläge gemacht werden!

Um 13:30 Uhr ist Einlass. Um 14:00 Uhr wird der SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz mit einem Grußwort die Veranstaltung eröffnen.

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WiMi bloggt: Telegramm aus dem Morgenland

In den nächsten Tagen reist Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager mit einer Delegation regionaler Unternehmen in die vereinigten Arabischen Emirate und den Oman. Wie das Landesblog berichtet, soll regelmäßig von unterwegs gebloggt werden: Telegramm aus dem Morgenland

Was nicht im Internet steht, ist für viele Menschen heute nicht mehr passiert. So kann verstehen, dass der Wirtschaftsminister ein Interesse daran hat, dass seine Fahrt ins "Morgenland" (Erinnert mich an "Asterix im Morgenland") möglichst nicht nur als Randnotiz in ein paar schleswig-holsteinischen Zeitungen zu sehen. Das Blog ermöglicht es, sich tiefergehend mit der Reise, ihren Zielen und Ergebnissen zu befassen – wenn man das denn möchte.

Klar ist das keine objektive Berichterstattung. Das ist PR. Aber immerhin kann man sich überhaupt darüber informieren. Es bleibt dem medienkompetenten Leser überlassen, wie er die Berichte dann einschätzt. Das Blog wird dem Journalismus also keinen Platz wegnehmen.

Das Beispiel zeigt aber auch, dass man für Aktivitäten im Internet nicht immer eine teure Agentur beauftragen muss. Eine Subdomain bei einem kostenlosen Bloghoster ist genau das Richtige für solche Experimente.

[Update 14.1.2010 – Mittlerweile heißt das Blog "Post aus Nahost"]

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Netzsperren: Kinderpornos als Vorwand

Inzwischen ist vielfach argumentiert, dass es zur Bekämpfung von Pädokriminalität im Internet wirkungsvollere Lösungen als Netzsperren gibt. Dagegen ist ungefähr genauso umfangreich belegt, dass Netzsperren unerwünschte Nebenwirkungen mit Auswirkungen auf die Bürgerrechte haben. Erich Moechel vermutet deswegen andere Gründe.

Laut Verisign gab es im ersten Quartal 2010 rund 193.000.000 Top Level Domains (TLD). Pro Jahr werden darunter weltweit laut Internet Watch Foundation nur rund 1.100 Anlockseiten mit pädokriminellen Inhalten entdeckt. Viele dieser Seiten sind in Ländern gehostet, in denen das verboten ist. Erich Moechel erklärt wie das kommt und warum sich daran nichts ändert. Er geht vielmehr von einer verdeckten Agenda aus:

"Die wütenden Reaktionen europäischer Politiker auf die WikiLeaks-Enthüllungen haben gezeigt, worum es dabei geht. Ist eine solche Sperrinfrastruktur erst einmal erstellt, lässt sie sich ad hoc zur Blockade aller unerwünschten Inhalte benutzen. Obendrein funktioniert dieses Sperrsystem verdeckt, da die schwarzen Listen von den Providern geheimgehalten werden müssen."

Die Erfahrung bestätigt diesen Gedanken. In einem Fall wie bei den aktuellen Wikileaks Veröffentlichungen würde in Zukunft vermutlich zunächst einmal schnell gesperrt. Erich Moechel Fazit:

"Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Hätte man nur einen Teil der Ressourcen, die da vor allem von den USA gegen WikiLeaks aufgefahren werden, für eine konzertierte Aktion gegen die "Kinderporno"-Gangs benützt, wäre die gesamte Sperrdiskussion noch obsoleter, als sie ohnehin schon ist."

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Medienradio: Der Spiegel und Wikileaks

Bei 50 Journalisten die beim SPIEGEL an den über 200.000 Depeschen aus dem jüngsten Wikileaks-Coup gearbeitet haben, verwundert es doch, dass das Nachrichtenmagazin nichts besseres für die erste Titelstory gefunden hat, als den Tratsch über deutsche Politiker. Philip Banse hat sich im Medienradio mit Holger Stark vom SPIEGEL unterhalten.

Holger Stark ist Ressortleiter Deutschland beim Spiege. In dem Gespräch mit Philip Banse erzählt er die Geschichte, wie der SPIEGEL mit Wikileaks in Kontakt getreten ist, wie die Daten bearbeitet und aufbereitet wurden, wie die Zusammenarbeit mit den anderen Zeitungsredaktionen koordiniert wurde und wie letztlich kurz vor der Veröffentlichung noch mit dem US-amerikanischen Außenministerium gesprochen wurde.

Ein spannendes Interview, dass einen interessanten Blick hinter die Kulissen ermöglicht.

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bundestube.de: Der Bundestag als Glotze

Der Name setzt sich aus Bundestag und Youtube zusammen und umschreibt damit den Sinn der Internetseite: Die Videomitschnitte der Plenardebatten sind online verfügbar. Zwar findet man die Videos auch auf der Internetseite des Bundestages. bundestube.de geht aber einen Schritt weiter…

Bundestube will es einfacher machen Bundestagsreden zu folgen. Die Reden können anhand von Suchbegriffen aus dem Volltext und den dazugehörigen Metadaten (Redner, Fraktion, Datum usw.) durchforstet werden. Die Elemente werde verbunden und zusammen dargestellt. So lassen sich die Daten wesentlich einfacher recherchieren, als auf der offiziellen Seite des Bundestages. Wer zum Beispiel nach "Internet" sucht, findet eine Vielzahl Einträge. Anzeigt wird ein Textausschnitt mit dem Suchtreffer und das dazugehörige Video.

"Mit Bundestube lassen sich die einzelnen Reden und darüber hinaus die jeweiligen Sitzungen des Deutschen Bundestages per eindeutigem, einfachen Internet-Link referenzieren (z.B. http://bundestube.de/17/71/1/ für den ersten Redebeitrag der 71. Sitzung aus der 17. Wahlperiode). Bundestube verbessert dadurch die Sichtbarkeit der Bundestagsreden im Internet und trägt so zur aktiven politischen Diskussion bei. Es lassen sich so einzelne Reden sowohl von News- und Blog-Artikeln als auch Microblogging-Systemen (z.B. Twitter) zitierfähig und zukunftssicher verlinken."

bundestube.de ist ein schönes Beispiel dafür, was man mit einem offenen Umgang mit Daten erreichen kann: Die Bürger sind nicht mehr darauf angewiesen, dass der Bundestag die beste Möglichkeit findet, die Reden zu präsentieren. Zugang zu den Basisdaten und günstige Webtechnologien machen es möglich, dass im Prinzip jeder seine eigene Lösung bauen kann.

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