RIAA: Musikmarkt verändert sich weiter
In seinem Blogpost "It’s The End Of The Year As We See it" betrachtet Joshua Friedlander das Jahr 2010 aus Sicht es amerikanischen Brachenverbandes der Musikindustrie. Joshua Friedlander ist stellvertretender Leiter der Forschungs- und Strategieabteilung der Recording Industry Association of America (RIAA). Er beobachtet eine Entwicklung nicht nur weg von der CD hin zum digitalen Download, er sieht auch eine stärkere Bedeutung von Streaming-Dienstleistungen.
"2010 saw enormous growth in online streaming music and access models. Although the growth of services like Vevo and Pandora have been well documented, the growth of revenues from streaming services is becoming more significant. Preliminary estimates for 2010 put SoundExchange’s royalty payments at about $250 million, which would be more than 60% growth versus 2009."
Links
- Music Notes Blog: It’s The End Of The Year As We See it
- via gulli.com
Junge Medienmacher – kommt nach Berlin!
Die Lübecker Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm (SPD) weist junge Journalistinnen und Journalisten aus Lübeck und Umgebung auf den Workshop "Bürger, Parlament, Medien – Partizipation zwischen Facebook und Parteibuch" des Deutschen Bundestags hin.
Vom 21. bis 25. März 2011 können junge Medienmacher zwischen 16 und 20 Jahren auf Einladung des Deutschen Bundestags, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Jugendpresse hinter die Kulissen des parlamentarischen und medialen Geschehens in der Hauptstadt blicken. Sie hospitieren in Redaktionen, begleiten Hauptstadtkorrespondenten, diskutieren mit Abgeordneten aller Fraktionen und besuchen Plenarsitzungen im Deutschen Bundestag.
Gabriele Hiller-Ohm erklärt:
"Das diesjährige Thema ist besonders spannend: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich mit der Frage auseinandersetzen, wie politische Teilhabe im 21. Jahrhundert aussieht oder aussehen könnte, welche Bedeutung dem Parlament zukommt, welche Rolle dabei das Internet spielt – und sie werden die Themen aus ihrer Perspektive hinterfragen."
Die Abgeordnete möchte daher interessierte Jugendliche aus Lübeck und Umgebung dazu auffordern, sich mit einem Artikel oder einem Video-/Audiobeitrag für den Workshop zu bewerben. Nähere Informationen findest Du unter www.jugendpresse.de/bundestag oder im Berliner Büro der Bundestagsabgeordneten Gabriele Hiller-Ohm unter 030/227-73514. Bewerbungsschluss ist der 29. Januar 2011.
Breitband: Deutschland fällt zurück
Unter dem Namen "Deutschland Digital" beobachtet TNS Infratest Business Intelligence seit dem Jahr 2000 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) jährlich den Entwicklungsstand der deutschen Informations- und Kommunikationsindustrie im internationalen Vergleich. Wie im Vorjahr ist Deutschland in diesem Jahr auf dem siebenten Platz von 15 gelandet. Der Computer Club 2 hat sich die Zahlen einmal genauer angeschaut.
Wie gut ist eigentlich die Internetanbindung Deutschland im internationalen Vergleich. Ganz klar, dass einzelne Werte da kein umfangreiches Bild ergeben können – weder die Netzabdeckung selbst noch die Durchschnittgeschwindigkeit reichen für eine ordentliche Analyse. Die Infratest-Studie bezieht noch eine Reihe weitere Faktoren mit ein.
Der Journalist Peter Welchering erklärt beim Podcast der zwei Technikurgesteine Wolfang Back und Wolfgang Rudolph, wo Deutschland die Punkte holt, die es auf den mittelmäßigen Platz bringt: "Bei den schwachen Fächern." Deutschland habe einen relativ alten Telekommunikationsmarkt, viele Unternehmen kauften per Internet ein.
Links
- Computer Club 2: Breitband auf dem flachen Land
- Infratest: Deutschland Digital
Debatte: Gesucht wird das Urheberrecht der Zukunft
Die Digitalisierung hat die Frage nach dem Urheberrecht wieder aufgeworfen. Das war schon bei der Erfindung der Tonaufnahme, des Radios, des Fernsehen, der Kassette und des Videos so. In Zeiten da jeder mit seinem Internetcomputer nicht nur eine Vervielfältigungsmaschine, sondern auch ein Distributionsnetzwerk betreibt, stellt sich die Frage umso eindringlicher. Klar ist, dass es nicht mehr darum geht, dass die Gesellschaft ein neues Verhältnis zu einer bestimmten neuen Branche entwickelt. Es geht um das Verhältnis der Gesellschaft zu sich selbst.
Wie sollen Kreative in Zukunft Geld verdienen? Kann es funktioneren, dass sie sich komplett quer finanzieren und Musiker nichts mehr direkt an ihren Aufnahmen und Fotografen nichts mehr direkt mit ihren Fotos verdienen? Es wird in der Diskussion oft über die Köpfe der Betroffenen hinweg gesprochen und oft übersehen, dass schon das erste Copyright eine gesetzliche Einschränkung des technisch möglichen war: Es konnte damals jeder mit einer Druckmaschine Bücher nachdrucken. Das wurde für eine bestimmte Zeit verboten. In dieser Zeit hatte der Urheber das exklusive "Kopierrecht".
Es ist deshalb wichtig möglichst viele Seiten in die Debatte über ein neues Urheberrecht einzubeziehen. Immerhin geht es nicht nur um Geld und Einkommen, sondern auch um Kulturgüter.
Bereits vor einiger Zeit hat Google "Collaboratory" als Debattenplattform eingerichtet. Mit dem Projekt soll in einer Art “Multistakeholder”-Dialog mit Wissenschaftlern, Vertretern aus Verbänden, der Internetwirtschaft, des Daten- und Verbraucherschutz sowie verschiedenen Initiativen und NGOs gemeinsam an der Zukunft des Internets sowie an Lösungsansätzen zu gesellschaftlichen Fragen rund um das Internet gearbeitet werden.
Nun hat Collaboratory einen Informationsabend zum Thema Urheberrecht veranstaltet, der der Frage nachginge, welche „Eigenschaften ein Regelungssystem für immaterielle Güter, also ein Urheberrecht für die Informationsordnung des 21. Jahrhunderts, haben muss.” Hier sind die Videos:
Fred von Lohmann, ehemals „Senior Staff Attorney” EFF, heute bei Google:
Fragen und Antworten:
Niva Elkin-Koren, Expertin für „Law and Technology”, „Cyberlaw”, „Copyright Law”, „Intellectual Property”:
Eckhard Höffner, Autor „Geschichte und Wesen des Urheberrechts”:
Ilse Aigner: Ein Radiergummi fürs Netz
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner ist bisher bekannt dafür geworden, dass sie sehr viele Sachen ankündigt und sich schrecklich über Facebook und Streetview aufregen kann. Nun hat sie angekündigt, am nächsten Dienstag ein digitale Radiergummi anzukündigen. Wir sind gespannt.
Wie der Journalist Peter Welchering im Gespräch mit Deutschlandfunk erklärt, arbeiten verschiedene deutsche Universitäten an einer technischen Lösung für das digitale Vergessen. Am Dienstag vorgestellt werden soll die Lösung von Prof. Michael Backes.
Alle Daten, die man ins Internet hochlädt, werden bei der Technologie von Prof. Backes verschlüsselt und der Schlüssel verfällt nach einiger Zeit. So kann man nur eine bestimmte Zeit lang auf diese Daten zugreifen.
Ob das tatsächlich so funktioniert, ob man die Verschlüsselung nicht auch entfernen kann, solange der Zugriff möglich ist und so weiter, werden wir in der nächsten Woche erfahren. Nachdem schon der elektronische Personalausweis so super angekommen ist, wird es spannend, wie das digitale Radiergummi aufgenommen wird. Einige absehbare Problem hat Martin Weigert bei netzwertig.de zusammengestellt.
Links
- Deutschlandfunk: Das Radiergummi fürs Netz
- netzwertig.de: Digitaler Radiergummi – Das Zeug zum Unwort des Jahres
27C3: Digitale Spaltung per Gesetz
Auf dem 27. Chaos Communication Congress stellten die Betje Schwarz, Doris Gerbig und Kathrin Englert die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Rahmen der Arbeitsgruppe "Arbeit – Gender – Technik" an der TU Harburg vor. Sie untersuchen die Bedeutung des Internets für gesellschaftliche Teilhabe am Beispiel alltäglicher Praktiken Erwerbsloser.
"Weitere Informationen finden Sie unter tagesschau.de" – diesem Hinweis können viele Erwerbslose nicht folgen, denn statt eines vielseitig einsetzbaren Internetzugangs, steht Hartz IV-EmpfängerInnen nur ein Fernseher zu. Der Vortrag zeigt die Lebenswirklichkeit Erwerbsloser mit und ohne Internetzugang und macht deutlich, wie wichtig ein Internetzugang nicht nur für die Jobsuche und Behördengänge, sondern auch für gesellschaftliche Teilhabe geworden ist.
Video
Links
- AK Arbeit Gender Technik: Projekthomepage
Geoscoring: Neuköllner kann kein O2-Kunde werden
Marco Freiersdorf kann bei O2 kein Kunde werden, weil er in Neukölln wohnt. Diesen Schluss zieht er jedenfalls selbst, nachdem er bei der Auskunftei Arvato-Infoscore die Basis für seine Bewertung erfragt hat. Die sagte, sie wisse über ihn nicht mehr als Anschrift und Alter und aus der Erfahrung mit der Zahlungsmoral seiner Nachbarschaft bekam er einen unterdurchschnittlichen Scoringwert. Mit einem unterdurchschnittlichen Scoringwert bekommt man aber bei O2 keinen Vertrag. Marco Freiersdorf ist Opfer von Geoscoring geworden – dem statistischen Verfahren, dass aus einer Anschrift Zahlungswahrscheinlichkeiten zu errechnen.
Der Fall erinnert an das Redlining, mit dem bis in die 1960er Jahre Stadtteile mit schwarzer Bevölkerungsmehrheit in den USA von der Vergabe von Hypotheken ausgeschlossen wurden. Hypotheken sind aber auch die Grundlage für Investitionen und Investitionen eine Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Derart benachteiligte Bevölkerungsgruppen geraten in der Folge in einen selbstverstärkende Abwärtsspirale.
In Neukölln sorgt das Geoscoring in diesem Fall dafür, dass ein junger Mensch keinen Mobilfunkvertrag abschließen kann. Er ist damit von bestimmten gesellschaftlichen Möglichkeiten ausgeschlossen. Kommunikation findet heute zunehmend über Mobiltelefone statt. Und zwar nicht nur per SMS oder Anruf, sondern auch über das mobile Internet.
Thilo Weichert, Landesdatenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, ist der Meinung, dass nach der Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) vom 1. April 2010 niemand aufgrund seines Wohnortes diskriminiert werden dürfe. Ein Wahrscheinlichkeitswert für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten dürfe nur verwendet werden, wenn nicht ausschließlich Anschriftendaten genutzt werden. Arvato-Infoscore wird sich vermutlich darauf berufen, dass sie neben der Anschrift noch das Alter bzw. das anhand des Vornamens geschätzte Alter mit einbezogen haben. Das macht die Sache leider kein bisschen diskriminierender.
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Top 10 Youtube Videos: Acht in meinen Land nicht verfügbar
ReadWriteWeb hat die Top 10 Youtube Videos aller Zeiten zusammengestellt. Hunderte Millionen Zugriffe hatte jedes dieser Videos. Und nur zwei (2) davon sind in Deutschland verfügbar…
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- ReadWriteWeb: Top 10 YouTube Videos of All Time
Deutsche Netzpolitik im internationalen Vergleich
Deutschland, die Netzpolitik-Bananenrepublik? Die Kommentatoren finden gerne immer neue Superlative, wenn es gilt, die deutsche Netzpolitik zu beschreiben. Woanders wäre das viel besser. Woanders.
Gut, aus Afrika und Asien oder Südamerika wissen wir so gut wie nix. Chinas Great Firewall will niemand. Eher die Netzbegeisterung in Südkorea. Super Internetanbindung und Computerspiel-Übertragungen im Fernsehen – keine Killerspieldiskussion. Ganz so toll ist es auch dort nicht. 2008 verbot die Regierung Nicknamen und anonymes Posten. In diesem Jahr kamen Sendezeiten für Computerspiele.
In Europa muss man auch nach einem Vorbild suchen. Waren bei Wikileaks nicht Sperrlisten aus Skandinavien aufgetaucht? Gibt es dort also Netzsperren? Frankreich? Ich sag nur Hadopi. In England – Home of CCTV – soll es Pornos nur noch auf Antrag geben. In Spanien wurde ein Gesetz gegen Filesharing nur abgelehnt, weil dank Wikileaks herauskam, dass die USA daran mitgeschrieben haben. In Italien sollen Youtube und andere Videoplattformen jetzt genau wie Fernsehsender für ihre Inhalte haften.
Ach ja. USa. Auf jeden Fall sei es in den USA besser. Wer aber nicht gerade Verfechter der Post-Privacy-Ideologie ist, wird den Datenschutz in den USA nicht als Vorbild sehen. Auch die Ermächtigungen durch den Patriot Act et al. möchte hier keiner. Und dann sind da noch so Meldungen wie: Kalifornien verbietet Fake-Accounts. Kalifornien! Silicon Valley! Dort wurde alles erfunden, was im Internet Spaß macht!
Wir dürfen uns nichts vormachen. Die Diskussionen in Deutschland sind die gleichen wie im Rest der Welt. Und die Ideen, die kursieren stehen entgegen populärer Meinung nur selten im Geiste des neuen Mediengesetzes in Ungarn. Oft stecken sehr konkrete Ängste und spektakuläre Fälle dahinter, wie die spielsüchtigen Eltern in Korea, die ihre Kinder vernachlässigen. Es gibt einfach eine Breite Verunsicherung der Menschen durch die Veränderungen im Internet.
Früher haben sich die Menschen nur in den Medien wiedergefunden, wenn die Lokalzeitung über ihren Kleingartenverein berichtet hat. Heute finden sie Fotos von sich und ihren Häusern im Netz – ungefragt. Da gibt es Prominente bei Facebook. Und dann schreiben die komische Sachen. Der Fake-Account ist der harmlose Nerd-Bruder des Enkeltricks.
Wie sagte Robin Meyer-Lucht beim Medienpolitischen Kongress der SPD: "Der Satz ‚der und der habe das Internet nicht verstanden‘ ist eigentlich kritisch zu sehen." Das Internet hat eine gewaltige Energie zur gesellschaftlichen Veränderung. Diese Energie treibt die einen an und stößt auf Widerstand derer, die etwas dabei zu verlieren meinen. Damit müssen wir umgehen und es nicht beklagen.
Video
“Zukunft der Medien” Key Note von Robin Meyer-Lucht (Berlin Institute, carta.info)
Software Patente: IBM bekommt das Patent auf Patente
IBM hat sich in den USA gerade das ultimative Patent gesichert: Ein Patent auf Patentierungsprozesse – von Forschung und Entwicklung, über Anmeldung bis hin zur Durchsetzung von Verstößen. Wer in nächster Zeit in den USA ein Patent anmelden will, sollte sich nicht nur ans Patentamt, sondern auch an IBM wenden.
Das US-Patentrecht ist… ein wenig speziell. Eigentlich gibt es dort, wie
in der EU keine Software-Patente. Irgendwie hat man es aber dennoch
geschafft Software als technische Verfahren umzudeklarieren und jede
Menge Software-Patente zu bekommen. Und da Patente dazu gedacht sind,
zumindest für einige Zeit die Konkurrenz auszuschalten, muss man gegen
Konkurrenten vorgehen, die Patente widerrechtlich nutzen. In den USA
findet derzeit eine Art Patent-Quartettspiel statt, bei dem man schon eine Zeichnung benötigt, um noch zu verstehen, wer gerade wen verklagt.
Im Prinzip funktioniert das so, dass sich die Unternehmen möglichst allgemein formuliert möglichst weitreichende "Erfindungen" patentieren lassen. Wer die meistens Patente hat, hat gewonnen: Denn selbst wenn ein kleines Unternehmen ein Patent hat – sobald es versucht, das gegen eine größere durchzusetzen, nimmt das größere Unternehmen einfach einen Packen Patente, und behauptet, das kleinere Unternehmen habe dagegen verstoßen. Die große Firma kann sich den langen Rechtsstreit leisten, die kleine nicht.
Die Diskussion um Software Patente scheint im Moment in der EU nicht so groß zu sein. Die Homepages der einschlägigen Lobby-Vereine gegen diese Patente (Patentfrei e.V. oder No Software Patents) sind schon länger nicht aktualisiert worden. 2005 stimmten 95 % der Abgeordneten im Europäsischen Parlament gegen die Richtlinie zur Patentierbarkeit "computerimplementierter Erfindungen". Laut Patentfrei e.V. gab es seither trotzdem Software-Patente auf europäischer Ebene sowie Lobbyismus dafür.
Links
- Conceivably Tech: The Ultimate Patent Troll Patent: Get Sued When You File A Patent
- Guardian: Microsoft sues Motorola over Android – and all the other mobile lawsuits, visually
- Homepage: Patentfrei e.V.
- Homepage: No Software Patents