Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

Allgemein

27C3: Die Mitschnitte sind online

Vier Tage volle Packung gabs beim 27. Chaos Communication Congress in Berlin Ende Dezember. Selbst wer vor Ort dabei gewesen ist, kann nicht alles mitbekommen haben. Zeit also, die besten Sessions noch einmal in der Aufnahme zu schauen. Im Wiki gibt es die Downloads, bei Youtube eine praktische Playlist, die nach und nach erweitert wird.

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Delicious Exodus: Die Konkurrenz ist nur einen Klick entfernt…

Als Yahoo kurz vor Weihnachten durchblicken ließ, dass es nicht mehr 100% hinter seinem Social Bookmarking-Dienst Delicious stünde, begann ein Exodus, den das Internet so noch nicht gesehen hat. Techcrunch hat sich das Phänomen aus der Perspektive des Delicious Wettbewerbers Pinboard angeschaut.

Das Thema Social Bookmarking ist nicht gerade das heißeste Thema zur Zeit. Delicious ist eher einer der älteren Dienste, aber prägend für das "Web 2.0". Überraschend hohe Wellen schlug die Nachricht, dass Yahoo bei Delicious streicht und den Dienst sogar loswerden will. Offenbar gibt es eine Menge Leute, die Delicious immer noch gewinnbringend nutzen. Um nicht die Arbeit der letzten Jahre zu verlieren, haben viele von ihnen die Export-Funktion von Delicious benutzt und sich eine neue Heimat im Netz gesucht. 

Natürlich hätte Yahoo Delicious niemals von heute auf morgen dicht gemacht. So schlecht geht es Yahoo nicht. Einen Grund zur Panik gab es also nicht. Und dann stellt sich am nächsten Tag heraus, dass Delicious nur verkauft werden soll.

Die Vorgänge zeigen aber, wie wichtig es für Benutzer ist, die eigenen Daten nicht in einem geschlossenen Datensilo zu bunkern, sondern sie bei Bedarf zu exportieren, um sie anderswo weiter zu nutzen. Sie zeigen aber auch, wie vorsichtig Anbieter in ihrem Umgang mit ihren Kunden sein müssen, wenn sie nicht die gleichen Exodus-Bewegungen bewirken wollen. Die Konkurrenz ist im Netz nur einen Klick entfernt.

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27C3: Mobiltelefone sind einfache Opfer

Schon seit einigen Jahren wird immer wieder davor gewarnt, dass Mobiltelefone mit wachsender Leistungsfähigkeit auch mehr Sicherheitslücken bekommen. Schon alleine aus statistischen Gründen wachsen mit der Anzahl Codezeile auch die Anzahl der Bugs. Auf dem 27. Chaos Communication Congress waren Telefone deswegen eines der Hauptthemen.

In einer Session über SMS-o-Death (SMS des Todes) zeigten die Präsentatoren eindrucksvoll, wie man mit modifizierten SMS die Telefone aller getesteten Hersteller lahmlegen konnte. Der Grund oft: Schlampige Programmierung, die nicht die SMS-Spezifikation umsetzt, sondern sich auf Standardfälle verlässt.

Ein Hacker wäre kein guter Hacker, wenn er sich mit seinen Erkenntnissen nicht an die Hersteller wenden würde. Das Ergebnis sei oft mager. Die Hersteller haben nur ein Interesse am Verkauf und nicht am Service. Und selbst wenn sie Firmware-Update bringen würden, müssten die Mobilfunkanbieter noch nachziehen, weil die die Software noch mit ihrem Logo "branden" – und auch bei denen gibt es das gleiche Desinteresse.

Dabei lieferten die Hacker die Szenarien für echte Schädigungen gleich mit: Böswillige Menschen könnte sowohl die Hersteller als auch die Mobilfunkanbieter erpressen, indem sie damit drohen massenweise Telefone von Kunden unbenutzbar zu machen.

Der Umgang mit Sicherheitsproblemen wird sich in den nächsten Jahren auch bei den Telefonherstellern ändern müssen. Sie waren bisher von dieser Art Problemen verschont und haben offenbar oft gar keine Abläufe für deren Behandlung.

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Netzneutralität: Call For Papers

Die juristische Internetzeitschrift an der Humboldt-Universität, Berlin ("Humbold Forum Recht" HFR) bereitet derzeit eine Veröffentlichung zum Thema "Netzneutralität" vor. Die Redaktion lädt ein, bis zum 30. Juni 2011 das Thema juristisch, auch mit Bezug zu anderen Disziplinen, zu durchdringen. Ganz ausdrücklich spricht HFR den wissenschaftlichen Nachwuchs an und fordert ihn zum Einreichen publikationswürdiger Texte auf.

Humboldt Forum Recht (HFR) ist seit 1995 die juristische Internetzeitschrift an der Humboldt-Universität zu Berlin, herausgegeben von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern.

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Pro + Contra: Leistungsschutzrecht

Jan Mönikes setzt sich in einem Blogpost mit den Kernpunkten des Verlegervorschlags zum Leistungsschutzrecht (LSR) auseinander. Er rückt dabei einige Behauptungen der Verleger gerade und stellt ihnen die Position der Kritiker gegenüber. Der Artikel gibt dadurch einen guten Überblick über den Stand der Diskussion.

Der Artikel ist aber auch ein Aufruf zu Diskussion:

Da die Verleger selbst in wichtigen Punkten ihrer Forderung auch in diesem Positionspapier weiterhin bewusst unscharf bleiben, soll die zugespitze Kommentierung zugleich zu einer Klärung der wichtigsten offenen Fragen für die weitere politische Debatte beitragen."

Jan Mönikes niedergelassener Rechtsanwalt mit Kanzlei in Berlin, "Netzpolitiker der ersten Stunde" und Mitglied des Forums Netzpolitik bei SPD Parteivorstand. Er hat bei den letzten Wahlen im Wahlkreis Ludwigsburg für den Bundestag kandidiert.

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OpenStreetMap: Amsterdamer Feuerwehr nutzt freie Karten

Die Arbeit bei der Feuerwehr birgt jede Menge Gefahren. Da ist es besonders wichtig, die Informationen zu bekannten Gefahren bereitzustellen – es soll ja nicht schon bei der Anfahrt zu Problemen kommen. Bart van Leeuwen ist Feuerwehrmann bei der Feuerwehr in Amsterdam und er hat die Einsatzdaten mit OpenStreetMap-Karten zusammengeführt, so dass sich die Fahrer schon vor der Abfahrt über Streckführungen und Baustellen informieren können. Lozenz Matzat vom Open Data-Blog bei der ZEIT hat mit ihm gesprochen.

Die Basis des Systems RESC.info ist OpenStreetMap. Das freie Geodatenprojekt stellt unter anderem Straßenkarten bereit. Die Daten werden in der Regeln von freiwilligen Teilnehmern erstellt, die mit GPS-Empfängern ihre Heimatstädte kartieren. In den Niederlanden hat 2007 die Firma AND dem Projekt aktuelles Straßenmaterial des gesamten Landes zur Verfügung gestellt. AND hofft, dass die Community die Daten verbessert. Entsprechend genau sind die Basisdaten für Bart van Leeuwens System.

Van Leeuwen kombiniert die Karten mit den Einsatzdaten aus dem Feuerwehrsystem. Hier kommen Ort, Zeit, Art des Vorfalls und einige Daten mehr zusammen. Inzwischen ist van Leeuwen mit der Stadtverwaltung im Gespräch über Baustellendaten. Die sollen ihm zukünftig ebenfalls maschinenlesbar geliefert werden. Viele andere Daten über Bausubstanz und bekannte Gefahrenquellen sind schwieriger zu bekommen – sie müssen zunächst überhaupt in einer maschinelesbaren Form erhoben werden.

Bisher zeigt die Feuerwehrleitung kein Interesse an dem System. Trotzdem haben sich mittlerweile acht Feuerwehrstationen dem System freiwillig angeschlossen. Ein schönes Beispiel dafür, dass freie Daten und offene Systeme kostengünstige Eingeentwicklungen und vielfältige Initiativen ermöglichen. 

FSFE: Erfolgreiche PDF-Reader-Aktion

Auf vielen Webseiten gehört es zum Service, dass neben PDF-Dokumenten auch auf einen PDF-Reader hingewiesen wird. Meistens ist das die kommerzielle Software des Platzhirschs. Die Free Software Foundation Europe hat sich nun die Webseiten öffentlicher Einrichtungen in ganz Europa vorgenommen und die Betreiber deswegen angeschrieben. 172 Einrichtungen haben mittlerweile reagiert.

Das Portable Document Format (PDF) ist ein beliebtes Format für den Austausch formatierten Textes und ähnlicher Inhalte. Von PDF existieren verschiedene Versionen, von denen manche ein Offener Standard, viele durch die ISO anerkannt, einige aber auch von Softwarepatenten belastet sind. Statt Werbung für eine bestimmte, kommerzielle Software zu machen, sollten die öffentliche Einrichtungen lieber auf pdfreaders.org verweisen. Alle dort aufgelisteten PDF-Betrachter sind Freie Software.

Ich hab gleich mal SPD-Schleswig-Holstein.de durchgeschaut und den entsprechenden Hinweis hier geändert.

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Geschichte: Datenschützer der ersten Stunde im Interview

Deutschland ist bekannt für seinen starken Datenschutz. Woher kommt der? Was sind die Ideen dahinter und wer die treibenden Personen? Eine Interview-Reihe des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) geht diesen Fragen nach. In den Videos kommen Datenschützer der ersten Stunde zu Wort, aber auch die aktuelle Datenschützer wie Thilo Weichert oder Marit Hansen.

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ULD: Interviews zur Geschichte und Programmatik des Datenschutzes in Deutschland

Enquete Kommission: Datenschutz der Zukunft gesucht

Die Enquete Kommission "Internet und Digitale Gesellschaft" ist aufgeteilt in verschiedene Projektgruppen. Die Projektgruppe Datenschutz tagt das nächste Mal am 17. Januar 2011 – Bis zum 9. Januar wird dafür Input gesammelt. Eine Chance zur Mitgestaltung.

In einem extra Forum hat die Projektgruppe Datenschutz verschiedene Fragen gestellt und die Öffentlichkeit eingeladen sich zu beteiligen:

Der Umgang mit personenbezogenen Daten hat sich im digitalen Zeitalter erheblich verändert. Im Kontext des Internets stellt die Verarbeitung von personenbezogenen Daten vielfach die Grundlage für kommerzielle Geschäftsmodelle dar. Insbesondere in sozialen Netzwerken, aber auch bei anderen Diensten im Internet, werden große Datenmengen von Nutzerinnen und Nutzern selbst zur Verfügung gestellt. Deren Einwilligung spielt daher eine zentrale Rolle für die Datenerhebung und -verarbeitung.

Die Frage der Einwilligung wird in der Projektgruppe kontrovers diskutiert. Daher möchte die Projektgruppe gerne auf kurzem Wege auch die interessierte Öffentlichkeit in die Diskussion mit einbeziehen."

Ein wenig ungünstig ist es, diese Art Fragen über die Feiertage zu stellen – entsprechend schmal ist bisher die Beteiligung. Vielleicht kommt da ja noch etwas zusammen.

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27. Chaos Communication Congress steht vor der Tür

In den kommenden Tagen wird Berlin wieder zum Mekka der Hacker. Der Chaos Computer Club (CCC) lädt zum 27. Mal zum Chaos Communication Congress. Vom 27.-30. Dezember 2010 dreht sich im Berliner Congress Center alles um Hardware, Software und das große Ganze. 

Im Livestream können die daheim Gebliebenen trotzdem dabei sein. Und wer sich einer stabilen Streamverbindung und netter Gesellschaft sicher sein will, sollte sich die nächste "Peace Mission" suchen. In Schleswig-Holstein gibt es leider keine – in Hamburg aber. 

Wer heute schon einmal checken will, was ihn erwartet, kann sich bei den Aufzeichnungen des letzten Jahres umschauen.

Interessant ist das Motto in diesem Jahr: "We Come in Peace" ("Wir kommen in Frieden"). Der CCC schreibt dazu:

Unser Streben in die reale Welt, und die Alientechnologie, die wir mitbringen wird von technophoben Menschen oft als Bedrohung empfunden. Aus dem Netz kommen doch, wie man weiß, nur die bösen, die Gesellschaft erodierenden Dinge. Doch wir kommen in Frieden!"

Noch im letzten Jahr hat man sich mit "Here be Dragons" über diese "technophoben Menschen" lustig gemacht. Die Angst vor Technologie sei so irrational, wie die Angst vor Drachen, die auf mittelalterlichen Karten eingezeichnet waren. Mit "Wir kommen in Frieden" macht der Kongress einen Schritt auf die Gesellschaft zu. Das ist gut. Denn die Leute wollen überzeugt und nicht verlacht werden.

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