Arbeitskreis Digitale Gesellschaft

SPD Schleswig-Holstein

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Podcast: Der Spiegel und Wikileaks

In der Ausgabe 36 des Medienradios unterhält sich Philip Banse mit Holger Stark, der beim SPIEGEL zuständig für die Zusammenarbeit mit Wikileaks ist. 

Das Gespräch gibt einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise von
Wikileaks im Zusammenspiel mit den Medien. Es zeigt auch, wie sich die
Strategie von Wikileaks alleine im Laufe des Jahres 2010 verändert hat und dass die Arbeit, die professionelle Journalisten machen, auch in Zukunft wichtig sein wird. Es geht nicht nur darum Dokumente öffentlich zu machen, sondern auch darum, Unschuldige zu beschützen und Informationen in einen Kontext zu setzen.

Interessant ist auch die Frage nach der Auswahl der Depeschen für die erste SPIEGEL Ausgabe mit den Cablegate-Depeschen. Warum gerade mit dem Klatsch und Tratsch über deutsche Politiker begonnen wurde, fragt Philip Banse. So richtig klar wird das nicht. Das habe etwas mit der Blattstruktur zu tun und dass Deutschland im gedruckten Heft vor den internationalen Themen käme. Das erklärt nicht, warum gerade diese Themen dann auf dem Titel gelandet sind.

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Wikileaks zeigt Grenzen der Transparenz

Wikileaks ist in den letzten Monaten vor allem mit drei großen Veröffentlichungen aufgefallen: Den Dokumenten der US-Armee aus Afghanistan und dem Irak und dem Video, das eine Helicopter-Besetzung beim Töten von Zivilisten zeigt. Da ging es um das Bild zweier Kriege, von denen man fast nichts mehr mitbekommt. Die internen Dokumente belegten, was Kritiker schon lange behaupten und was eigentlich jeder befürchtete. Große Überraschungen hab es dabei nicht. Abgesehen von Sicherheitsbedenken gab es aber vor allem Zustimmung. Nun hat Wikileaks die Kommunikation der internationalen Diplomatie aus Sicht der USA veröffentlicht und obwohl das amtliche Urteil über die deutsche Regierung durchaus amüsant ist, stellt sich doch eine neue Frage: Ist die totale Transparenz das Modell einer neuen, offenen, globalen Gesellschaft, wie Sascha Lobo bei Anne Will behauptet oder schadet der Verlust an Vertraulichkeit?

Zugegeben, ein Schachspiel ist keine gute Analogie für eine demokratische Gesellschaft. Vielleicht reicht das Bild aber, um auf ein Dilemma hinzuweisen: Wie gewinnt man ein Schachspiel, wenn beide Spieler gegenseitig ihre Gedanken lesen können, wenn keine Taktik mehr geheim ist? 

Die Welt ist voll widersprüchlicher Bedürfnisse. Und jeder Mensch will diese Bedürfnisse durchsetzen. Alleine und jeder gegen jeden geht das nicht. Deswegen tut man sich in Gesellschaften zusammen, in Staatenbünden, in Staaten, in Ländern, Parteien, Vereinen, Bürgerinitiativen. Will man andere Menschen von der Richtigkeit der eigenen Interessen überzeugen, geht das oft nicht mit der Dampframme. Da ist Taktik und Strategie gefragt. Man muss sich mit Verbündeten absprechen. Ohne Vertraulichkeit steht man blöd da. Deswegen ist auch "Ficken?" keine gute Gesprächseröffnung.

Natürlich enthält die letzte Wikileaks-Veröffentlichung auch Informationen, die eine Öffentlichkeit verdient haben. Die Tatsache, dass China hinter den Google Hacks des letzten Jahres steckt zum Beispiel. Dazu hätte es aber auch gereicht, diese Fälle aus der Vielzahl der Daten zu fischen und sie dann journalistisch eingeordnet zu veröffentlichen, denn "Cablegate" zeigt auch, dass ein überwältigender Teil der Informationen vollkommen irrelevant sind. Was bleibt ist alleine ein Verlust an Vertrauen in der internationalen Diplomatie. Auch dem Ruf von Wikileaks als sicherer Hafen für Whistleblower hat das geschadet.

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