Nokia hat sich gerade entschieden, die eigene Plattform Symbian zu verlassen und auf die Plattform Windows Phone zu setzen. Plattformen sind im Moment absolut im Trend. Eben Moglen, Professor für Recht und Rechtsgeschichte an der Columbia Law School in New York, bezeichnet diese Plattformen als Orte, die man nicht verlassen kann. Plattformen wie iOS, Android, Facebook, usw. sind nicht das freie Netz, sie zentralisieren Services. Alle Macht über sie liegt bei den Eigentümern, nicht den Benutzern. Moglen möchte dieses Machtverhältnis umkehren.
Er schlägt ein Heimserver-Projekt vor: Freedom Box. So ein Server ist so groß wie ein Netzteil und verfügt über all die Software, die man benötigen könnte. Für viele Probleme gibt es bereits freie Software Lösungen – so müssten nur gut verbunden werden.
Moglens Motivation ist nicht alleine die Freie Software Idee. Ihm geht es auch darum, dass so ein Server im eigenen Haus dem verfassungsmäßigen Schutz der eigenen Wohnung unterliegt, während die Server zentraler Anbieter immer routinemäßiger Informationen an staatliche Stellen herausgeben.
Eben Moglen braucht ein wenig Zeit, um in seinem Vortrag in Fahrt zu kommen. Er ist es aber wert einmal in voller Länge gesehen zu werden. Auch in der Fragerunde sind ne Reihe spannender Einsichten zum Beispiel über Geschäftsmodelle der Zukunft. Bei Kickstarter kann man den Start des Projekts finanziell mit Spenden ab 1$ unterstützen. 60.000$ will das Projekt bis zum 19. März sammeln. Über 50.000 $ sind in den ersten 5 Tagen bereits zusammengekommen.
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Vortrag von Eben Moglen:
Fragerunde:
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Der österreichische "Standard" berichtet über eine Aktion, mit der auf allzu leichten Datendiebstahl bei Facebook aufmerksam gemacht werden soll. Die beiden Betreiber von Lovely-Faces.com starteten eine Dating-Community mit 250.000 geklauten Benutzerprofilen von Facebook. Darunter zum Beispiel auch das Profil des Kieler Oberbürgermeisters Torsten Albig. Laut wired.com bezeichnen die Betrieber ihre Site als Kunst – ein kommerzielles Ziel verfolgen die beiden damit nicht.
Facebook selbst zeigte sich "not amused": Da diese Aktion gegen die Nutzungsbedingungen verstoße, prüfe man rechtliche Schritte. Doppelt lustig, denn zum Einen, so erinnert Wired, sei Facebook ähnlich gestartet:
"Mark Zuckerberg, the company’s founder, made his name at Harvard in 2003 by scraping the names and photos of fellow classmates off school servers to feed a system called FaceMash. With the photos, Zuckerberg created a controversial system that pitted one co-ed against another, by allowing others to vote on which one was better looking."
Zum Anderen kann sich Facebook nicht alleine auf Nutzungsbedingungen zurückziehen. Wer seine Haustür nicht abschließt, handelt grob fahrlässig und kann sich bei einem Einbruch nicht beschweren. Facebook muss selbst für Sicherheit vor dieser Art Datenklau sorgen.
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Beim Vorwärts analysiert Yacine Ghogga die Vor- und Nachteile, die Chancen und Herausforderungen für die freie Facebook-Alternative namens "Diaspora". Er sieht in Diaspora auch eine Chance für Google im Bereich der sozialen Netzwerke Fuß zu fassen. Das war dem US-Konzern trotz mehrerer Anläufe nicht gelungen.
Anders als bei den bekannten Netzwerken wie Facebook, StudiVZ oder MySpace sollen die Benutzerdaten nicht in einer zentralen Datenbank gelagert werden. Jeder Benutzer soll Herr seiner Daten sein. Eine gute Idee, aber ob es Diaspora gelingen wird, damit bei den einfachen Benutzern zu punkten, bleibt abzuwarten.
Yacine meint:
"Schauen wir Mal, ob Diaspora letztlich wirklich zu einem erfolgreichen Projekt werden wird, der Erfolg wird aber dieses Mal nicht nur davon abhängen, wieviele User sich registrieren, er wird vor allen Dingen davon abhängen, ob die Neuerungen, die eigenen Daten wirklich zu beherrschen, von den Usern angenommen werden wird."
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Viel wird an Facebook kritisiert und wenig wurde bisher erreicht. Nun ist es deutschen Datenschützern erstmals gelungen, das US-amerikanische Unternehmen zu Änderungen zu zwingen. Der sogenannte FriendFinder von Facebook darf nicht mehr einfach E-Mail-Kontakte anschreiben.
Spiegel Online beschreibt das beanstandete Verfahren so:
"Facebook-Mitglieder, die in ihren Konteneinstellungen Facebook einen Zugriff auf ihr Adressbuch erlauben, autorisieren das Netzwerk damit auch, diese Adressen für die Akquise neuer Mitglieder zu nutzen. Um die Glaubwürdigkeit der unverlangten Werbepost zu erhöhen, pappt Facebook mitunter Fotos der Menschen in die Mitgliedswerbung, von denen es die Adressen bekommen hat – der Freund oder Bekannte aus dem wahren Leben wird so oft unwissentlich zum Leumund der Kundenakquise des US-Unternehmens."
Ohne Nachfrage darf das jetzt nicht mehr passieren. Die Änderungen stehen bisher nur deutschen Benutzern zur Verfügung.
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Am Mittwoch, den 19. Januar 2011 berät die Internet-Enquete in einer
öffentlichen Videokonferenz gemeinsam mit französischen Parlamentariern
Fragen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte im Internet. Die
Sitzung wird um 20 Uhr auf www.bundestag.de übertragen. Bereits nachmittags findet die Veranstaltung statt. Übertragen wird sie dann zeitversetzt erst um 20.00 Uhr – ab Donnerstag ist die Aufzeichnung in der Mediathek des Bundestages zu finden.
Nach einem Artikel des IT Anwalts Stadler hat der Datenschutzbeauftragte der Freien und Hansestadt Hamburg seine Webseite vom Netz genommen. Der Grund: Probleme mit dem Datenschutz. Die Datenschutzexperten hatten hat Content Management System von hamburg.de mitgenutzt und dort erhebt das Statistik-Tool der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) allerlei Daten über die Besucher – und das, während man doch gerade mit Google wegen Analytics im Klinsch liegt.
Nun ist Häme in diesem Fall ziemlich wohlfeil. Ja, da haben die Profis gepatzt. Es zeigt aber auch, dass es mit dem Datenschutz oft gar nicht so leicht ist. Das Internet bietet so viele interessante Sachen und immer komplexere Anwendungen werden immer einfacher zu nutzen. Man denke nur an die Möglichkeiten, die Facebook mit seiner API bietet und wie einfach mal einen Like-Button in die eigene Seite integrieren kann. Das Problem: Nach Ansicht der Datenschützer entspricht das nicht deutschem Datenschutzrecht.
Und gerade in diesem Fall wird deutlich, dass man durch die Nutzung externer Dienstleistungen manchmal solche Datenschutzprobleme einfach "untergeschoben" bekommt. Bei Start der Webseite entspricht sie noch allen Anforderungen und dann haben da Leute einfach drauf, die andere Ziele als Datenschutz verfolgen und plötzlich ist das Problem da. Bei hamburg.de wollten die Beitreiber ihre Webseite professionell vermarkten und nutzten zur Erhebung der nötigen Daten ein externes Tool, ohne wiederum an den Datenschutz zu denken.
Wie schreibt Rechtsanwalt Dirks von Strunk, Dirks und Partner:
"Es scheint also wirklich nicht mehr ganz leicht zu sein, "Gut" und "Böse" zu unterscheiden."
Die hamburger Datenschützer haben dieses Problem jetzt erkannt und bauen ihre eigene Homepage auf – völlig ohne externen Einfluss.
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"Public by Default" ist das Motto von Facebook: Erst einmal freigeben. Es liegt dann in der Hand des Benutzers, sich um seine Privatsphäre zu kümmern. Mit einem neuen Feature stehen den Programmierern von Applikation für Facebook weitere private Daten zur Verfügung: Die Adresse und die Telefonnummer.
Mit dem neuen Feature gibt es auch neue Sicherheitseinstellungen und ich kann mir aussuchen, ob meine Daten weitergegeben werden sollen oder nicht. Zunächst sind die Daten aber wohl freigegeben.
Schon die Standardeinstellung für Freigaben sind recht plauderhaft. Eine Applikation wie RSS-Graffiti, die RSS-Feeds automatisch auf Fan-Seiten postet erfährt so einiges über seine Anwender:
"Dazu zählen Name, Profilbild, Geschlecht, Netzwerke, Nutzerkennnummer, Freundesliste und alle anderen Informationen, die ich mit „Allen“ teile"
Wozu muss so eine App mehr als meine ID oder vielleicht noch Profilbild und Namen wissen? Aussuchen kann man sich das leider nicht. Wenn eine App bestimmte Daten haben will, kann man sich nur überlegen, ob man die App verwenden will oder nicht. Die meisten Facebook-Benutzer überlegen das aber nicht, wenn sie all die kleinen Quizzes, Test und Spielchen nutzen. Immer wieder tauchen Apps auch, die alleine zur Sammlung von Benutzerdaten gedacht sind.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass es noch kein verbreitetes Fingerspitzengefühl beim Thema Datenschutz gibt. Nicht nur Facebook betrachtet ihr Benutzerdaten als Firmeneigentum. Und der Benutzer weiß nie, wie und von wem seine Daten in Zukunft genutzt werden. Soziale Netzwerke leben natürlich auch vom Teilen von Informationen. Die Benutzer müssen sich aber auf einen bestimmten Ethos im Umgang mit ihren Daten verlassen können.
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Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner ist bisher bekannt dafür geworden, dass sie sehr viele Sachen ankündigt und sich schrecklich über Facebook und Streetview aufregen kann. Nun hat sie angekündigt, am nächsten Dienstag ein digitale Radiergummi anzukündigen. Wir sind gespannt.
Wie der Journalist Peter Welchering im Gespräch mit Deutschlandfunk erklärt, arbeiten verschiedene deutsche Universitäten an einer technischen Lösung für das digitale Vergessen. Am Dienstag vorgestellt werden soll die Lösung von Prof. Michael Backes.
Alle Daten, die man ins Internet hochlädt, werden bei der Technologie von Prof. Backes verschlüsselt und der Schlüssel verfällt nach einiger Zeit. So kann man nur eine bestimmte Zeit lang auf diese Daten zugreifen.
Ob das tatsächlich so funktioniert, ob man die Verschlüsselung nicht auch entfernen kann, solange der Zugriff möglich ist und so weiter, werden wir in der nächsten Woche erfahren. Nachdem schon der elektronische Personalausweis so super angekommen ist, wird es spannend, wie das digitale Radiergummi aufgenommen wird. Einige absehbare Problem hat Martin Weigert bei netzwertig.de zusammengestellt.
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Marco Freiersdorf kann bei O2 kein Kunde werden, weil er in Neukölln wohnt. Diesen Schluss zieht er jedenfalls selbst, nachdem er bei der Auskunftei Arvato-Infoscore die Basis für seine Bewertung erfragt hat. Die sagte, sie wisse über ihn nicht mehr als Anschrift und Alter und aus der Erfahrung mit der Zahlungsmoral seiner Nachbarschaft bekam er einen unterdurchschnittlichen Scoringwert. Mit einem unterdurchschnittlichen Scoringwert bekommt man aber bei O2 keinen Vertrag. Marco Freiersdorf ist Opfer von Geoscoring geworden – dem statistischen Verfahren, dass aus einer Anschrift Zahlungswahrscheinlichkeiten zu errechnen.
Der Fall erinnert an das Redlining, mit dem bis in die 1960er Jahre Stadtteile mit schwarzer Bevölkerungsmehrheit in den USA von der Vergabe von Hypotheken ausgeschlossen wurden. Hypotheken sind aber auch die Grundlage für Investitionen und Investitionen eine Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Derart benachteiligte Bevölkerungsgruppen geraten in der Folge in einen selbstverstärkende Abwärtsspirale.
In Neukölln sorgt das Geoscoring in diesem Fall dafür, dass ein junger Mensch keinen Mobilfunkvertrag abschließen kann. Er ist damit von bestimmten gesellschaftlichen Möglichkeiten ausgeschlossen. Kommunikation findet heute zunehmend über Mobiltelefone statt. Und zwar nicht nur per SMS oder Anruf, sondern auch über das mobile Internet.
Thilo Weichert, Landesdatenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, ist der Meinung, dass nach der Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) vom 1. April 2010 niemand aufgrund seines Wohnortes diskriminiert werden dürfe. Ein Wahrscheinlichkeitswert für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten dürfe nur verwendet werden, wenn nicht ausschließlich Anschriftendaten genutzt werden. Arvato-Infoscore wird sich vermutlich darauf berufen, dass sie neben der Anschrift noch das Alter bzw. das anhand des Vornamens geschätzte Alter mit einbezogen haben. Das macht die Sache leider kein bisschen diskriminierender.
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Deutschland ist bekannt für seinen starken Datenschutz. Woher kommt der? Was sind die Ideen dahinter und wer die treibenden Personen? Eine Interview-Reihe des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) geht diesen Fragen nach. In den Videos kommen Datenschützer der ersten Stunde zu Wort, aber auch die aktuelle Datenschützer wie Thilo Weichert oder Marit Hansen.
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ULD: Interviews zur Geschichte und Programmatik des Datenschutzes in Deutschland